8,6 Millionen Menschen haben laut Statistik-Portal statista 2017 in Deutschland auf Online-Dating-Börsen zurückgegriffen, 15,8% haben sogar bereitwillig dafür bezahlt. Laut einer Prognose soll der weltweite Umsatz in diesem Markt in 2022 ganze 3,11 Milliarden Euro betragen. Also Grund genug für Facebook, dem seine jüngeren Nutzer momentan zunehmend abhandenkommen, in neue Geschäftsbereiche, seriöses Online-Dating nämlich, vorzudringen und vielleicht gerade diese Nutzer zurückzuholen. Die nötigen Daten, um möglichst zielsicher Amor zu spielen, hat Facebook ja vermutlich auch schon rumliegen.
Facebook Dating launcht in Kolumbien
Vorgestellt wurde Facebooks neueste Funktion namens „Dating“ bereits im Mai dieses Jahres auf der jährlichen Facebook-Entwickler-Konferenz F8. Nun hat Facebook die neue Funktion in Kolumbien zum ersten Mal zum Test ausgerollt, höchstwahrscheinlich werden in der nahen Zukunft weitere Regionen hinzukommen. Aktuell können Nutzer in Kolumbien, die über 18 Jahre alt sind, schon einmal Dating-Profile erstellen. Sobald es in der Datenbank genügend Profile gibt, werden den Nutzern dann passende Matches angezeigt.Das Dating-Profil ist übrigens nicht dasselbe wie das herkömmliche Facebook-Profil, sondern muss laut Facebook extra angelegt werden. Die einzigen Informationen, die übernommen werden, sind das Alter und der Vorname. Zusätzliche Informationen, wie z.B. Wohnort, Geschlecht, sexuelle Orientierung etc. müssen selbst ausgefüllt werden. Außerdem können Nutzer ihre Größe, Religion, ihren Beruf und Arbeitsplatz, ehemalige Schule und Uni und eventuelle Kinder angeben. Abgerundet werden kann das Dating-Profil mit bis zu neun Fotos vom normalen Facebook-Konto und 20 Fragen, die mehr über die Persönlichkeit von Nutzer und Match verraten sollen, darunter „Wie sieht dein perfekter Tag aus?“.
Der Ex könnte in den Matches lauern
Sobald das Profil fertig ist, wird Facebook einen einzigartigen Algorithmus anwenden, um passende Matches zu finden, basierend auf Faktoren wie gemeinsamen Interessen oder gemeinsame Freunde. Familienmitglieder werden natürlich nicht in der Suche auftauchen, ebenso wenig wie blockierte Nutzer. Menschen, mit denen man bereits befreundet ist, will Facebook im neuen Tool ebenfalls nicht berücksichtigen. Menschen, die man in der Vergangenheit entfreundet hat, werden allerdings schon in den Matches sein. Hier herrscht also eindeutig auch Ex-Alarm. Bei unliebsamen Dating-Interaktionen lassen sich Nutzer mit denselben Tools melden oder blockieren, die auch Facebook anbietet. Wie bei anderen Dating-Börsen kann man festlegen, ob man nur mit Menschen aus der Umgebung, mit anderen Eltern, Menschen mit dem gleichen Glauben oder Menschen ab einer gewissen Körpergröße gematcht werden will.
Facebook-Dating für langfristige Beziehungen
Die meisten Dating-Anwendungen, die von jüngeren Singles verwendet werden, wie z.B. Tinder oder Bumble, sind als Hook-up-Apps verschrien. Facebook-Dating will hier die andere Richtung einschlagen, denn der Fokus liegt klar auf langfristigen Beziehungen. Vielmehr sieht sich Facebook in Konkurrenz mit ernsthaften Partnerbörsen, wie z.B. Parship. Wahlloses Swipen wie bei Tinder wird es nicht geben, ebenso wenig wie nichts sagende Nachrichten, die aus bloß einem Wort wie „Hey” bestehen. Stattdessen können Nutzer nur ein Gespräch starten, indem sie eine der gestellten Fragen beantworten oder auf eines der Fotos reagieren.
Facebooks Daten-Vorteil
Dass Facebook seinem Anspruch, ernste Beziehungen fördern zu wollen, tatsächlich gerecht werden könnte, liegt an der Unmenge an Daten, die Facebook gerade von langjährigen Nutzern bereits hat. Gemeinsame Freunde, Mitgliedschaft in denselben Facebook-Gruppen oder Besuche der gleichen Events werden wichtige Parameter sein (wenn diese von den Nutzern zuerst freigeschaltet werden).
Hierin liegt aber natürlich auch der größte Kritik-Punkt: Ist es wirklich weise, gerade dem notorisch Daten-gierigen Unternehmen Facebook noch mehr Daten nachzuwerfen? Schließlich gibt es bereits zahlreiche Single-Börsen, die dasselbe Konzept verfolgen wie Facebook, nur ohne den schlechten Ruf.