Das iPad Pro im Test Apple
  • 18. December 2015
  • Stefan Mayr
Review

Das iPad Pro im Test

Rate this item
(0 votes)

Das iPad Pro will nicht nur das stärkste Tablet, eine Wundermaschine für Kreative, sondern auch Laptop-Ersatz sein. Ob Apple all das im XXL-Tablet unterbringen konnte? Unser Test.

Nach den Smartphone- und Tablet-Usern wagt sich Apple an ein neues Klientel heran. Apple will die die Notebook-Nutzer haben. Und die Kreativen. Und das mit einem neuen, großen iPad mit Stift, dem iPad Pro. Die Maße: 305,7 mm x 220,6 mm x 6,9 mm (HxBxT). Damit ist das iPad Pro 6,5 cm länger, gut 5 cm breiter und nur knapp 1 mm dicker als das iPad Air 2. Mit gut 700 Gramm ist das iPad Pro in Relation zur Größe noch verhältnismäßig leicht geraten, auch wenn der Unterschied zum iPad Air 2 oder gar zum Mini 4 schon sehr deutlich ist. Apple will aber hier auch nicht mit schmalen Maßen punkten, sondern mit starker Performance und einwandfreier Darstellung.

 

Display für Profis

Eine Auflösung von 2732 x 1048 Pixeln bringt das extrem blickwinkelstabile IPS-Panel zustande. Dazu satten Kontrast, saubere, realitätsnahe Farben, die schön knackig, aber nicht übertrieben wirken sowie eine variable Aktualisierungsrate. Heißt: Die Framerate fällt beim Betrachten einer PDF-Datei beispielsweise auf 30 Bilder pro Sekunde, während sie bei der Filmwiedergabe auf 60 Frames steigt. Das schont den Akku, welcher bei normalem Gebrauch übrigens rund 10 Stunden durchhält. Bei niedriger Display-Helligkeit ist etwas mehr drin. Allein das Aufladen dauert ziemlich lange. Ein komplett leerer Akku muss für rund fünf Stunden ans Stromnetz.


Wo der Anbieter aber wirklich ein Alleinstellungsmerkmal schafft: bei der Größe. Das Display erreicht mit einer Diagonale von 12,9 Zoll Notebook-Niveau. Surfen im Netz, Magazine lesen und Filme schauen – all das macht auf dem riesigen Display besonders viel Spaß und gerade Film- und Serienfans kommen auf ihre Kosten. Apple verbaut nämlich vier Lautsprecher, in jeder Ecke einen, mit abgestimmtem Frequenzbereich. Die Wiedergabe tariert das iPad Pro automatisch aus, damit die Räumlichkeit erhalten bleibt, auch wenn der User das Tablet dreht. Kein Übersteuern, selbst bei hoher Lautstärke, satter Bass – für ein Tablet ist der Sound außerordentlich gut.  


Der High-End-Ansatz zeigt sich aber nicht nur äußerlich, sondern auch unter der Haube. Im Inneren des iPad Pro arbeitet ein 64-Bit-Chip A9X, der mit den meisten Laptops nicht nur mithält, sondern sie in die Tasche steckt. Bei normaler Anwendung macht sich die Power ehrlicherweise kaum bemerkbar, bei bestimmten Anwendungen dafür umso mehr. Was das iPad Pro zum Beispiel draufhat: 4K-Videos in iMovie bearbeiten und dabei bis zu drei 4K-Streams gleichzeitig in Echtzeit verarbeiten. Mit Ton und Live-Effekten. Das schafft sonst nur ein absolutes Highend-Notebook.


Wie bereits das iPad Air 2 beherrscht das iPad Pro Spielereien wie Multitasking, mit dem sich zwei Apps parallel ausführen lassen, beispielsweise Word und Excel. Dazu gibt es Schnittstellen, um Skizzen aus der Zeichen-App Sketch an Photoshop zu senden oder auch um Layouts aus Adobe Comp zu entwerfen und bequem hin und her zu transferieren. Das erleichtert das Arbeiten mit mehreren Geräten, etwa iPad Pro und Macbook oder PC ungemein.


Mit dem Smart Keyboard rückt das iPad Pro noch ein Stück näher ans Notebook-Segment heran. Das Keyboard findet Anschluss über eine neue Drei-Punkte-Verbindung, die auch den Strom liefert. Zusammengeklappt wird es zur Schutzhülle fürs iPad, ausgeklappt fungiert es als Tastatur. Der Druckpunkt ist deutlich spürbar, Schreiben funktioniert ähnlich wie bei einer normalen Tastatur, nur das Klicken fehlt. Einziger Nachteil: Vorerst ist das Smart Keyboard nur mit US-Layout zu haben – und mit 179 Euro alles andere als günstig. Immerhin ist das iPad Pro auch mit jeder anderen Bluetooth-Tastatur kompatibel.

 

Pfiffige Peripherie

Und dann wäre da noch eine weitere Eingabe-Peripherie. Eine, die dem iPad Pro vorbehalten ist: der Pencil. Das Gerät sieht aus wie ein normaler Stift und funktioniert auch so. Laut Apple wird Pencil 240 Mal pro Sekunde abgefragt, das Teil reagiert also pfeilschnell. Verzögerungen sind nur bei wildem Gekritzel spürbar. Nicht nur die Position der Spitze erkennt das iPad, sondern auch den Druck und die Neigung. Ähnlich einem echten Bleistift sind hier von feinen Linien bis zum groben Schattierungen oder schierem Gekritzel alles drin. Die intelligente Software weiß auch, wo sich der Handballen befindet und ignoriert ihn entsprechend, sodass es zu keinen ungewollten Strichen kommt. Der Pencil lässt sich direkt am iPad Pro über den Lightning-Port laden und hält bei voller Ladung 12 Stunden durch. Wer’s eilig und den Stift entladen hat, kann ihn für 15 Sekunden anschließen und so auf die Schnelle 30 Minuten Laufzeit herausholen. Der Preis ist mit 109 Euro stolz, dürfte sich für Kreative aber lohnen, einige professionelle Zeichen-Apps sind nämlich bereits verfügbar.

 

Ist das iPad Pro etwas für mich?

Display, Boxen, Smart Keyboard und Chip: Apple schafft mit der Hardware wunderbare Voraussetzungen, um das klassische Notebook abzulösen – wäre da nicht das Betriebssystem. iOS ist eben nicht für klassische Desktop-Anwendungen ausgelegt und taugt daher nur bedingt als Rechnerersatz. Einen Text aufsetzen, E-Mails versenden, chatten – alles, was mit Textverarbeitung zu tun hat, geht mit dem iPad Pro geschmeidig von der Hand und auch die gängigen Tastenbefehle beherrscht das Teil. Nur fehlt dem neuen iPad Pro zum vollwertigen Rechner ein klassisches Dateisystem. Außerdem ist das neue iPad eben ein Produkt zum Anfassen, zum Wischen und Antippen. Doch der Sprung zwischen Tastatur und Touchscreen ist einfach zu umständlich. Notebooks mit Touchscreen haben sich aus gutem Grund nicht durchgesetzt.

 

Anwendungsbereich

Es fehlt also schlicht die Maus. Mit dieser Erkenntnis lässt sich leichter einschätzen, wofür das iPad Pro wirklich gemacht wurde. Textverarbeitung, Kreativanwendungen, Entertainment-Inhalte: ja. Arbeiten auf Desktop-Niveau inklusive hin und her switchen zwischen verschiedenen Apps inklusive Dateiaustausch: eher nicht. Wer mit dem iPad Pro aber nicht auf Teufel komm raus seinen Rechner ersetzen möchte, sondern ein performantes und großes Tablet mit Laptop-Nähe sucht oder einfach ein großes iPad haben möchte, ist mit dem iPad Pro gut beraten. Sofern man tief genug in die Tasche greifen will. Für das Basismodell mit 32 Gigabyte und Wifi verlangt Apple 899 Euro, für die 128-Gigabyte-Veriante mit Wifi 1.079 Euro und für das 128-Gigabyte-Modell mit Wifi und Cellular satte 1.229 Euro.

Meistgelesen

Error: No articles to display